Prof. Dr. Erika Raab
Professur für Medizincontrolling
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Biographie
Erika Raab studierte Rechtswissenschaften an der Universität Greifswald. Während des Studiums arbeitete sie als Studentische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Zivilprozessrecht (Inhaber Prof. Dr. Jürgen Kohler). Nachdem sie zunächst als Anwältin mit dem Schwerpunkt Medizinrecht in Rostock tätig war, wechselte sie 2006 in den Krankenhaussektor, wo sie als Assistentin der Geschäftsführung im einem Kreiskrankenhaus Kirchberg erste Berufserfahrungen in der Leitung eines Gesundheitsunternehmens sammelte. Als das neue Fallpauschalensystem in der Krankenhausabrechnung eingeführt wurde, legte sie in ihrer Tätigkeit den Fokus auf die Entwicklung eines Medizincontrollings im Krankenhausbereich und trat 2005 in die noch junge Deutsche Gesellschaft für Medizincontrolling ein. 2009 übernahm sie in einem von Medizinern dominierten Schnittstellenfunktion im Krankenhaus als bundesweit erste Juristin und Nichtmedizinerin die Leitung der Abteilung für Medizincontrolling, Dokumentation, Beschwerdemanagement und Sozialrecht. Berufsbegleitend absolvierte sie den Master of Business Administration im Gesundheitsmanagement an der an der Technischen Hochschule Ingolstadt, den sie 2012 mit der Masterarbeit zum Thema »Interne Budgetierung im Krankenhaus – Aufbau eines internen Budgetierungssystems auf der Basis der InEK-Kalkulation und der Deckungsbeitragsrechnung« abschloss. Nach fünfjähriger Tätigkeit in Ingolstadt wechselte sie als Leiterin der Internen Revision an das Klinikum Darmstadt. 2015 erhielt sie im Rahmen des Kaufs zweier Krankenhäuser durch das Klinikum Darmstadt die Herausforderung, eine Interimskrankenhausleitung mit dem Schwerpunkt der Durchführung eines Schutzschirmverfahrens nach § 270 b Insolvenzordnung in der St. Rochus Krankenhaus gGmbH Darmstadt-Dieburg zu übernehmen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Verfahrens übernahm sie Anfang des Jahres 2016 im Klinikum Darmstadt die Leitung des Konzernmanagements und der Rechtsabteilung. Zusätzlich ist sie seit 2016 Geschäftsführerin des Bildungszentrums für Gesundheitsberufe Mathildenhöhe Darmstadt. Sie ist Mitglied der Krankenhausleitung der Klinikum Darmstadt GmbH.
Erika Raab promovierte 2016 zum Thema »Medizincontrolling – Wert und Nutzenstiftung klinischer Leistungen durch interdisziplinäre Entscheidungsoptimierung« an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam am Lehrstuhl von Prof. Dr. Christoph Rasche.
Seit 2013 ist sie ein Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling (DGfM) und leitete bis zu ihrer Wahl als stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DGfM im Oktober 2015 den Geschäftsbereich Risiko- und Projektmanagement und war zudem als Leiterin des Fachausschusses »Entgeltsysteme in der Psychiatrie und Psychosomatik« der DGfM in der Zeit von 2010 bis 2016 tätig.
Lehrtätigkeiten
Erika Raabs Lehrerfahrungen gründen auf ihrer zweijährigen Tätigkeit als Dozentin für das Modul Medizincontrolling an der Technischen Hochschule Ingolstadt im berufsbegleitenden MBA-Studiengang Gesundheitsmanagement und als Dozentin im MBA-Studiengang Innovatives Gesundheitsmanagement der Universität Potsdam, Modul Medizincontrolling mit dem Schwerpunkt Berichtswesen und Sanierung von Krankenhäusern seit Juli 2015.
Im Rahmen der Nachwuchsförderung an der Medical School Hamburg erhielt sie Lehraufträge von März 2015 bis Dezember 2016 und übernahm ab Januar 2017 die Vertretungsprofessur Medizincontrolling.
Forschungsschwerpunkte
Das Forschungsinteresse von Erika Raab gilt drei grundlegenden Fragestellungen der jungen Disziplin:
1. Akademische Definition des Medizincontrollings
Die Diskussion um die akademische Definition des Medizincontrollings, um das Erkenntnisobjekt und die zur Erkenntnisgewinnung heranzuziehenden Methoden ist bislang nur in Grundzügen geführt worden. Die aktuellen rechtlichen und praktischen Entwicklungen können dabei ebenso als Indikatoren für eine empirische Forschung wirken, wie die Suche nach theoretischen Grundlagen, welche mit der geübten Praxis erkenntnisbildend verglichen werden. Was derzeit fehlt, ist ein konsistentes Theorie- und Paradigmengebäude zum Medizincontrolling, für das gegenwärtig viele Deutungsmonopole reklamiert werden. Aufgrund der spezifischen, interdisziplinären Kontextabhängigkeit, welche die konkrete Ausgestaltung der Medizincontrolling-Konzeption determiniert, lassen sich unternehmensexterne und unternehmensinterne Einflussfaktoren differenzieren, die ihrerseits auf konkret auf die Struktur, Funktion, Instrumentalisierung und Organisation des Medizincontrollings einwirken.
2. Strukturwandel in der Organisation Krankenhaus und intersektorale Vernetzung
Inwieweit von einem Struktur- oder „Archetypenwandel“ in der Organisation Krankenhaus gesprochen werden kann, ist in Deutschland bisher wenig erforscht. Den wenigen Studien ist gemeinsam, dass unter der Prämisse der Verschiebung von Aufwand-Ertrags-Verhältnissen sich die Machtverhältnisse zwischen Management und Ärzten verschieben, indem die Geschäftsführung zur strategischen Entscheidungsmacht aufrückt. Die Professionellen hingegen verzeichnen Einschnitte in ihre berufliche Autonomie und unterliegen einem neuen, effizienz- und qualitätsorientierten Leistungsregime. Im interdisziplinären Forschungsschwerpunkt liegt der Fokus auf der Untersuchung der verhaltenswissenschaftlichen und organisatorischen Auswirkungen dieser Veränderungen im Gesundheitswesen. Aufgrund des zu erwartenden Fachkräftemangels bei medizinischem Personal besteht arbeitsorganisatorisch die Notwendigkeit der Substitution und Delegation ärztlicher Leistungen an andere Berufsgruppen, welche zunehmend durch die Zunahme der Leistungsverdichtung und Komplexität in einem rechtlich und wirtschaftlich dynamischen Umfeld beschleunigt wird.
3. Kennzahlen und Leistungsindikatoren
Bei der Forcierung eines elektiven Fallwachstums ohne Würdigung der besonderen internen und externen Budgetierungsfaktoren besteht für das Krankenhaus nicht nur die Gefahr von neuen Liquiditätsrisiken, sondern existentiellen Risiken, weshalb mit der Einführung des DRG-Systems und des Pauschalierten Entgeltsystems in der Psychiatrie und Psychosomatik Kennzahlen und Leistungsindikatoren verstärkt an Relevanz gewinnen. Optimierungen werden entlang der Dimensionen Kosten, Zeit, Qualität, Service und Innovation erforderlich, um Leistungen in eine Messbarkeit zu überführen. Das Ergebnis des Behandlungsprozesses unterliegt dabei immer der Bewertung seiner Relation zum Ressourcenverbrauch, der für medizinisch-pflegerische Prozesse, Aktivitäten und Prozeduren aufgewendet werden muss. Effizienz-, Effektivitäts- und Qualitätsaspekte, gemessen mit Instrumenten des Prozesscontrollings und der Prozesskostenrechnung priorisieren die Betrachtung des Behandlungsprozesses unter ökonomischen Wertschöpfungsaspekten über die bestehenden Sektorengrenzen hinaus. Der Forschungsansatz des Medizincontrollings im Krankenhaus liegt dementsprechend auf der Unterstützung einer fokussierten Unternehmensführung, die bessere Ergebnisse bei gleichem Ressourceneinsatz ermöglichen soll. Auch Fachdisziplinen wie die Psychiatrie werden mit der Einführung des PEPP-Entgeltsystems analog zum DRG-System mit einer Leistungsmessung und Zahlenorientierung konfrontiert, so dass trotz naheliegender Argumente gegen eine Standardisierung die Rationierung, Rationalisierung und Priorisierung ein radikales Umdenken zur Beurteilung klinischer Abläufe erforderlich ist. Mit der Einführung der qualitätsorientierten Vergütung bei der Krankenhausfinanzierung wird ein weiterer Forschungsschwerpunkt in der Betrachtung der Krankenhausprozesse relevant.
- Dokumentationsansätze und Kodierassistenz in der Psychiatrie - Modelle, Systeme und Delegation ärztlicher Aufgaben. 1. Jahrestagung »Entgeltsystem Psychiatrie« der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling, Frankfurt/M., 29.9. 2011
- Welches Ausbildungsprofil brauchen Kodierfachkräfte in der Psychiatrie?, Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychosomatik und Neurologie (DGPPN) Berlin, 23.11.2011
- Aktueller Stand der Entwicklung des Entgeltsystems Psychiatrie/Psychosomatik, Fortbildung des Regionalverbands der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling Süddeutschland, Ingolstadt 12.12.2011
- MDK in der Psychiatrie, 2. Jahrestagung „Entgeltsystem Psychiatrie“ der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling, Frankfurt/M. 1.10.2012
- Controlling und Codierung vor Ort, Jahrestagung der Gesellschaft für Gefäßchirurgie, Wiesbaden, 3.10.2012
- Abrechnungsprüfung unter Berücksichtigung der Rechtsprechung in der Praxis aus Sicht des Krankenhauses, Fortbildung des Regionalverbandes der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling Süddeutschland: Abrechnungsprüfung im Krankenhaus unter Berücksichtigung der Rechtsprechung - Neuester Stand, Ingolstadt, 3.12.2012
- Update: Controlling und Codierung vor Ort, 7. Gefäßspezifisches DRG-Praktikum & Ökonomie in der Gefäßtherapie, Offenbach 25.1.2013
- Forum Entgeltsysteme: „Einführung des PEPP-Entgeltsystems und notwendige IT-Unterstützung“, conHIT, Berlin, 11.4. 2013
- Bericht aus einem Optionshaus, 3. Jahrestagung „Entgeltsystem Psychiatrie“ der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling, Frankfurt/M. 29.09.2013
- Abrechnungspraxis im Krankenhaus – 8. Gefäßspezifisches DRG-Praktikum & Ökonomie in der Gefäßtherapie, Offenbach 23.01.2014
- Erfahrungen eines Optionshauses – Umstellung auf das neue Entgeltsystem in der Psychiatrie, Bayerisches Institut für Krankenhausorganisation und Betriebsführung, München 17.3.2014 und Nürnberg 28.3.2014
- Mit PEPP – Erfahrungen eines Optionshauses und aus dem Fachausschuss Entgeltsysteme Psychiatrie und Psychosomatik, Jahrestagung „Entgeltsystem Psychiatrie“ der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling, Frankfurt/M. 27.10.2014
- Abrechnungspraxis im Krankenhaus – 9. Gefäßspezifisches DRG-Praktikum & Ökonomie in der Gefäßtherapie, Offenbach 23.01.2015
- 360° Berichtswesen. 14. Nationales DRG-Form, Berlin, 20. März 2015
- Ist der Datenschutz Makulatur? - 14. Herbstsymposium der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling Frankfurt/M., 01.10.2015
- Die neue PrüfvV – Vorstellungen und Erwartungen der Krankenhäuser, I.O.E. Fachkonferenz Rechnungsprüfung und kein Ende! Prüfverfahrensvereinbarung 2016 – was ist zu erwarten und was zu befürchten? Düsseldorf, 13.10.2015
- Die neue Rechtsprechung des Bundessozialgerichtes – Auswirkungen auf die Krankenhäuser, 10. Rhein-Main-Zukunftskongress, Offenbach 25.02.2016
- Ambulante Notfallversorgung im Krankenhaus - aktuelle Entwicklungen, 16. Herbstsymposium der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling Frankfurt/M., 24.10.2017
- Strafrechtliche Risiken an der Sektorengrenze zwischen ambulanter und stationärer Versorgung, 11. Rhein-Main-Zukunftskongress, Offenbach 28.02.2018
- Kooperationen mit der Industrie - Notwendigkeit, positive Aspekte und rechtliche Unsicherheiten, 11. Rhein-Main-Zukunftskongress, Offenbach 28.02.2018
- Zu viele Struktur- und Prozessindikatoren? 17. Nationales DRG-Forum Berlin 2018 – Workshop (10): Das neue qualitätsorientierte Prüfregime: Welche Taktiken erwarten wir? 16.03.2018
- Raab, E., MDK-Management in der Psychiatrie. Das alte System stößt an seine Grenzen! KU-Gesundheitsmanagement 6/2012, S.33-37
- Raab, E., Sichtweisen zu MDK-Prüfungen differenziert. KU-Gesundheitsmanagement 2/2013, S. 64-65
- Raab, E. & Rasche, C., Die Logik der Gesundheitsmanufaktur hat ausgedient. Ansätze für ein Berichtswesen in der Frühphase des PEPP, KU-Gesundheitsmanagement 3/2013, S. 49-53
- Raab, E., Medizincontrolling aktuell – Tendenziell führen MDK-Prüfungen zu einem massiven Problem in der Weiterbildung unserer Ärzte! KU-Gesundheitsmanagement 3/2013, S. 78
- Raab, E. & Rasche, C., Medizincontrolling in der Praxis – ein erster Blick in die Empirie. KU Spezial Controlling und Medizincontrolling 4/2013
- Raab, E., Unschärfen in der Abgrenzung. Der Grenzbereich zur ambulanten Versorgung stellt für Krankenhäuser ein wirtschaftliches Risiko dar. KU-Gesundheitsmanagement 5/2013, S. 25-27
- Raab, E., PKMS: Klassenziel verfehlt? Dokumentationsbürokratie: Hochaufwendige Pflege von Patienten in der MDK-Praxis, KU-Spezial Medizincontrolling August 2013, S. 21-22
- Raab, E., Abrechnungsprüfung in der Praxis. KU-Gesundheitsmanagement 2/2014, S. 76-77
- Raab, E., Praxisbericht MDK-Management aus Krankenhaussicht, in: Maier/Heitmann/Rutz/Wolf-Menzler (Hrsg.) Psych-Entgeltsystem. Entwicklungen, Erfahrungen und Best Practice, Heidelberg 2015, S. 197-208
- Raab, E., Detailtiefe der OPS – Aktuelle Entwicklungen und Fragestellungen, KU Gesundheitsmanagement 1/2015, S. 33 – 36
- Raab, E. In Details verloren. führen & wirtschaften 2/2015, S. 26-28
- Raab, E. & Clemens, S., Die Abrechnungsprüfung – aktuelle Entwicklungen. Grundsätze des BSG und ihre Auswirkungen in der Praxis. KU Gesundheitsmanagement, 5/2016, S. 72-75
- Raab, E. Die Akademisierung des Medizincontrollings - Ankunft in der Wissenschaft als eigener Vollzeitstudiengang. KU Gesundheitsmanagement / Spezial September 2016, S. 13-15
- Raab, E. Medizincontrolling. Theorie, Entwicklung, Praktische Umsetzung, Springer Verlag 2017
- Clemens, S. & Raab, E., Notfall für den Notfall – Ambulante Krankenhausversorgung im Spannungsfeld strikter Sektoren-trennung, KU-Spezial Medizincontrolling September 2017, S. 8-11
- Kongressmoderation: PEPP-Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling, Frankfurt (jährlich; 2012-2015)
- 15. Nationales DRG-Forum Berlin 2016 - Workshop (5) Wirtschaftlichkeit: Mit welchen Zahlen sollen wir uns messen? DGfM- und DVKC-Workshop: Was messen wir wie? Welche Zahlen sind wirklich relevant? Welche Maßstäbe gelten? Benchmarking – mehr als ein Zahlenvergleich? 17. März 2016
- 16. Nationales DRG-Forum Berlin 2017 – Workshop (9): MDK auf neuen Wegen – Wer legt jetzt fest, von wem und nach welchen Kriterien Strukturprüfungen durchgeführt werden? 24. März 2017
- 17. Nationales DRG-Forum Berlin 2018 – Workshop (10): Das neue qualitätsorientierte Prüfregime, 16.03.2017
- Interview in der Zeitschrift klinik markt [inside], 14. Jahrgang (2016) Ausgabe 20: „Strukturprüfungen auf Augenhöhe könnten Verfahren beschleunigen“, S. 9