
Prof. Dr. Erika Raab
Professur für Medizincontrolling
Fon: 040.361 226 40
E-Mail schreiben

Prof. Dr. Erika Raab
Professur für Medizincontrolling
Fon: 040.361 226 40
E-Mail schreiben
Erika Raab studierte Rechtswissenschaften an der Universität Greifswald. Während des Studiums arbeitete sie als Studentische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Zivilprozessrecht (Inhaber Prof. Dr. Jürgen Kohler). Nachdem sie zunächst als Anwältin mit dem Schwerpunkt Medizinrecht in Rostock tätig war, wechselte sie 2006 in den Krankenhaussektor, wo sie als Assistentin der Geschäftsführung im einem Kreiskrankenhaus Kirchberg erste Berufserfahrungen in der Leitung eines Gesundheitsunternehmens sammelte. Als das neue Fallpauschalensystem in der Krankenhausabrechnung eingeführt wurde, legte sie in ihrer Tätigkeit den Fokus auf die Entwicklung eines Medizincontrollings im Krankenhausbereich und trat 2005 in die noch junge Deutsche Gesellschaft für Medizincontrolling ein. 2009 übernahm sie in einem von Medizinern dominierten Schnittstellenfunktion im Krankenhaus als bundesweit erste Juristin und Nichtmedizinerin die Leitung der Abteilung für Medizincontrolling, Dokumentation, Beschwerdemanagement und Sozialrecht. Berufsbegleitend absolvierte sie den Master of Business Administration im Gesundheitsmanagement an der an der Technischen Hochschule Ingolstadt, den sie 2012 mit der Masterarbeit zum Thema »Interne Budgetierung im Krankenhaus – Aufbau eines internen Budgetierungssystems auf der Basis der InEK-Kalkulation und der Deckungsbeitragsrechnung« abschloss. Nach fünfjähriger Tätigkeit in Ingolstadt wechselte sie als Leiterin der Internen Revision an das Klinikum Darmstadt. 2015 erhielt sie im Rahmen des Kaufs zweier Krankenhäuser durch das Klinikum Darmstadt die Herausforderung, eine Interimskrankenhausleitung mit dem Schwerpunkt der Durchführung eines Schutzschirmverfahrens nach § 270 b Insolvenzordnung in der St. Rochus Krankenhaus gGmbH Darmstadt-Dieburg zu übernehmen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Verfahrens übernahm sie Anfang des Jahres 2016 im Klinikum Darmstadt die Leitung des Konzernmanagements und der Rechtsabteilung. Zusätzlich ist sie seit 2016 Geschäftsführerin des Bildungszentrums für Gesundheitsberufe Mathildenhöhe Darmstadt. Sie war Mitglied der Krankenhausleitung der Klinikum Darmstadt GmbH. Seit 2019 ist sie Geschäftsführerin der Kreisklinik Groß-Gerau. Im Dezember 2022 wurde sie als Aufsichtsrätin in die „Stiftung Hospital zum Heiligen Geist Frankfurt/Main“ berufen.
Erika Raab promovierte 2016 zum Thema »Medizincontrolling – Wert und Nutzenstiftung klinischer Leistungen durch interdisziplinäre Entscheidungsoptimierung« an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam am Lehrstuhl von Prof. Dr. Christoph Rasche.
Seit 2013 ist sie ein Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling (DGfM) und leitete bis zu ihrer Wahl als stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DGfM im Oktober 2015 den Geschäftsbereich Risiko- und Projektmanagement und war zudem als Leiterin des Fachausschusses »Entgeltsysteme in der Psychiatrie und Psychosomatik« der DGfM in der Zeit von 2010 bis 2016 tätig. Seit 2022 ist sie Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling.
Erika Raabs Lehrerfahrungen gründen auf ihrer zweijährigen Tätigkeit als Dozentin für das Modul Medizincontrolling an der Technischen Hochschule Ingolstadt im berufsbegleitenden MBA-Studiengang Gesundheitsmanagement und als Dozentin im MBA-Studiengang Innovatives Gesundheitsmanagement der Universität Potsdam, Modul Medizincontrolling mit dem Schwerpunkt Berichtswesen und Sanierung von Krankenhäusern seit Juli 2015.
Im Rahmen der Nachwuchsförderung an der Medical School Hamburg erhielt sie Lehraufträge von März 2015 bis Dezember 2016 und übernahm ab Januar 2017 die Vertretungsprofessur Medizincontrolling. Seit 2019 ist sie Professorin für Medizincontrolling an der MSH
Das Forschungsinteresse von Erika Raab gilt drei grundlegenden Fragestellungen der jungen Disziplin:
1. Akademische Definition des Medizincontrollings
Die Diskussion um die akademische Definition des Medizincontrollings, um das Erkenntnisobjekt und die zur Erkenntnisgewinnung heranzuziehenden Methoden ist bislang nur in Grundzügen geführt worden. Die aktuellen rechtlichen und praktischen Entwicklungen können dabei ebenso als Indikatoren für eine empirische Forschung wirken, wie die Suche nach theoretischen Grundlagen, welche mit der geübten Praxis erkenntnisbildend verglichen werden. Was derzeit fehlt, ist ein konsistentes Theorie- und Paradigmengebäude zum Medizincontrolling, für das gegenwärtig viele Deutungsmonopole reklamiert werden. Aufgrund der spezifischen, interdisziplinären Kontextabhängigkeit, welche die konkrete Ausgestaltung der Medizincontrolling-Konzeption determiniert, lassen sich unternehmensexterne und unternehmensinterne Einflussfaktoren differenzieren, die ihrerseits auf konkret auf die Struktur, Funktion, Instrumentalisierung und Organisation des Medizincontrollings einwirken.
2. Strukturwandel in der Organisation Krankenhaus und intersektorale Vernetzung
Inwieweit von einem Struktur- oder „Archetypenwandel“ in der Organisation Krankenhaus gesprochen werden kann, ist in Deutschland bisher wenig erforscht. Den wenigen Studien ist gemeinsam, dass unter der Prämisse der Verschiebung von Aufwand-Ertrags-Verhältnissen sich die Machtverhältnisse zwischen Management und Ärzten verschieben, indem die Geschäftsführung zur strategischen Entscheidungsmacht aufrückt. Die Professionellen hingegen verzeichnen Einschnitte in ihre berufliche Autonomie und unterliegen einem neuen, effizienz- und qualitätsorientierten Leistungsregime. Im interdisziplinären Forschungsschwerpunkt liegt der Fokus auf der Untersuchung der verhaltenswissenschaftlichen und organisatorischen Auswirkungen dieser Veränderungen im Gesundheitswesen. Aufgrund des zu erwartenden Fachkräftemangels bei medizinischem Personal besteht arbeitsorganisatorisch die Notwendigkeit der Substitution und Delegation ärztlicher Leistungen an andere Berufsgruppen, welche zunehmend durch die Zunahme der Leistungsverdichtung und Komplexität in einem rechtlich und wirtschaftlich dynamischen Umfeld beschleunigt wird.
3. Kennzahlen und Leistungsindikatoren
Bei der Forcierung eines elektiven Fallwachstums ohne Würdigung der besonderen internen und externen Budgetierungsfaktoren besteht für das Krankenhaus nicht nur die Gefahr von neuen Liquiditätsrisiken, sondern existentiellen Risiken, weshalb mit der Einführung des DRG-Systems und des Pauschalierten Entgeltsystems in der Psychiatrie und Psychosomatik Kennzahlen und Leistungsindikatoren verstärkt an Relevanz gewinnen. Optimierungen werden entlang der Dimensionen Kosten, Zeit, Qualität, Service und Innovation erforderlich, um Leistungen in eine Messbarkeit zu überführen. Das Ergebnis des Behandlungsprozesses unterliegt dabei immer der Bewertung seiner Relation zum Ressourcenverbrauch, der für medizinisch-pflegerische Prozesse, Aktivitäten und Prozeduren aufgewendet werden muss. Effizienz-, Effektivitäts- und Qualitätsaspekte, gemessen mit Instrumenten des Prozesscontrollings und der Prozesskostenrechnung priorisieren die Betrachtung des Behandlungsprozesses unter ökonomischen Wertschöpfungsaspekten über die bestehenden Sektorengrenzen hinaus. Der Forschungsansatz des Medizincontrollings im Krankenhaus liegt dementsprechend auf der Unterstützung einer fokussierten Unternehmensführung, die bessere Ergebnisse bei gleichem Ressourceneinsatz ermöglichen soll. Auch Fachdisziplinen wie die Psychiatrie werden mit der Einführung des PEPP-Entgeltsystems analog zum DRG-System mit einer Leistungsmessung und Zahlenorientierung konfrontiert, so dass trotz naheliegender Argumente gegen eine Standardisierung die Rationierung, Rationalisierung und Priorisierung ein radikales Umdenken zur Beurteilung klinischer Abläufe erforderlich ist. Mit der Einführung der qualitätsorientierten Vergütung bei der Krankenhausfinanzierung wird ein weiterer Forschungsschwerpunkt in der Betrachtung der Krankenhausprozesse relevant.
Gutachten
Lehrbuch
Buchbeiträge
Sonstige Beiträge