Die emotionale Verbundenheit, die Eltern zu ihrem Kind erleben (auch Bonding genannt) wird als ein Einflussfaktor auf die sich entwickelnde Eltern-Kind-Beziehung angenommen und stellt daher ein insbesondere im ersten Lebensjahr nach der Geburt häufig untersuchtes Konstrukt da. Zwei verbreitete Fragebögen, die das erlebte Bonding erfassen, sind die Maternal Postnatal Attachment Scale (Condon & Corkindale, 1998) sowie der Postpartum Bonding Questionnaire (Brockington et al., 2001). Beide zeigen in bisherigen, internationalen Validierungsstudien jedoch Abweichungen hinsichtlich ihrer Skalenzusammensetzung. Das bedeutet, dass die einzelnen Items nicht konsistent über unterschiedliche Studien hinweg der gleichen Subskala zugeordnet werden konnten.
Das Ziel einer aktuellen Arbeit von Prof. Dr. Susan Garthus-Niegel (ISM) sowie Kolleginnen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), der Technischen Universität Dresden (TUD) und der Health and Medical University Potsdam (HMU) war es deswegen, die psychometrischen Eigenschaften beider Instrumente in ihrer deutschen Fassung genauer zu untersuchen. Dazu analysierten sie mütterliche Daten von drei individuellen Längsschnittstudien, angesiedelt an der TUD (DREAM Studie, N = 1,968; MARI Studie, N = 286) sowie am UKE (PAULINE-PRINCE Studie, N = 229), erhoben zu mehreren Zeitpunkten nach der Geburt. Während die Summenwerte der beiden Fragebögen zufriedenstellende Ergebnisse zeigten, gab es auch in dieser Studie Abweichungen in der Zusammensetzung der Subskalen in den jeweiligen Stichproben und zu unterschiedlichen Erhebungszeitpunkten. Bei weiteren Analysen zeigte sich, dass ein niedrigeres Bonding in der Schwangerschaft, vermehrt depressive Symptome, sowie eine unsichere Bindung zur eigenen Mutter oder in romantischen Beziehungen mit einem niedrigeren Bonding nach der Geburt im Zusammenhang stand. Insgesamt liefert diese Studie bedeutende Ergebnisse im Hinblick auf die Validität der beiden untersuchten Instrumente. Die Autorinnen schlussfolgern, dass eine weitere Analyse und mögliche Revidierung der Instrumente hinsichtlich ihrer Skalenzusammensetzung empfehlenswert sind.