Die Exposition gegenüber traumatischen Ereignissen ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung und Aufrechterhaltung von psychischen Störungen. Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf Traumaexposition, wobei sich die meisten gut an die Erfahrung schwerer belastender oder traumatischer Ereignisse anpassen. Soziale Faktoren – insbesondere sozial-affektive Reaktionen auf die Traumaexposition – könnten hier von besonderer Bedeutung sein, um die Wirkung auf die Psyche abzumildern.
Bisher ist allerdings wenig über ihre Bedeutung für verschiedene Arten von Psychopathologie bekannt. Darüber hinaus ist das Zusammenspiel der verschiedenen sozial-affektiven Reaktionen auf die Traumaexposition bei der Vorhersage von Psychopathologie nur unzureichend verstanden. In einer aktuellen Studie untersuchen Prof. Dr. Sebastian Trautmann und Kolleg:innen, ob es unterscheidbare Muster sozial-affektiver Reaktionen auf Traumaexposition gibt und, falls ja, wie diese Muster unterschiedlich mit kategorialen und dimensionalen Maßen der Psychopathologie zusammenhängen.
Sie fanden dabei heraus, dass traumabedingte soziale Entfremdung, Scham, Schuld und Rache charakteristisch für Personen mit posttraumatischer Belastungsstörung, depressiver Störung oder Alkoholkonsumstörung sind. Trotz der unterschiedlichen Neigung zu sozial-affektiven Reaktionen auf die Traumaexposition gab es jedoch kaum Hinweise auf unterschiedliche Muster. Sozial-affektive Reaktionen auf Traumaexposition könnten insgesamt vielversprechende Behandlungsziele sowohl für kognitive als auch für emotionsorientierte Interventionen darstellen.
Die Studie »Patterns of social-affective responses to trauma exposure and their relation to psychopathology« erschien im Journal PLOS ONE und ist frei verfügbar.