Die bloße Beobachtung von Berührungen spricht unseren eigenen somatosensorischen Kortex an. Es fehlt jedoch eine systematische Analyse der beteiligten neuronalen Netzwerke. Prof. Dr. Markus Mühlhan und Kolleg:innen der MSB Medical School Berlin sowie des Hertie-Instituts für Klinische Hirnforschung stellen die Ergebnisse einer meta-analytischen Koaktivierungsanalyse (MACM) vor, die auf Clustern basiert, die durch Aktivierungswahrscheinlichkeitsschätzung (ALE) in Kombination mit Ruhezustandsanalyse aufgedeckt wurden, um Netzwerke zu identifizieren, die unsere Fähigkeit unterstützen, uns in taktile Erfahrungen anderer Menschen einzufühlen.
Die ALE-Analyse ergab acht Cluster in frontalen, temporalen und parietalen Hirnarealen, deren Verhaltensprofile sich hauptsächlich auf Kognition und Wahrnehmung beziehen. Die MACM-Analyse identifizierte darüber hinaus verschiedene Netzwerke, die mit subkortikalen Strukturen kommunizieren. Sie zeigte zudem, dass alle Cluster, die an der Beobachtung von Berührungen beteiligt sind, mit dorsomedialen frontalen und anterioren cingulären Kortex-Kontrollregionen verbunden sind und dass mediale Temporallappen-Gedächtnisstrukturen die Netzwerkaktivierung während der Beobachtung von Berührungen nicht beeinflussen. Die Daten unterstreichen die Bedeutung höherer Kontrollregionen und deuten darauf hin, dass frühere Körpererfahrungen nur eine geringe Rolle bei der Ad-hoc-Wahrnehmung von Erfahrungen anderer Personen spielen.