Die Bevorzugung einer Hand gegenüber der anderen ist eine verhaltensbedingte Folge struktureller und funktioneller Links-Rechts-Unterschiede im Gehirn. Diese sogenannten hemisphärischen Asymmetrien sind angeboren – die meisten Menschen bevorzugen die rechte Hand, während eine Minderheit Linkshänder oder Mischhänder sind. Es wurde vermutet, dass psychische Störungen und Entwicklungsstörungen mit einer erhöhten Prävalenz von Linkshändigkeit und Mischhändigkeit einhergehen. Dabei besteht jedoch eine erhebliche Heterogenität zwischen den einzelnen Störungen, was darauf hindeutet, dass nicht alle Störungen mit einer erheblichen Abkehr von der Rechtshändigkeit verbunden sind. Erhöhte Häufigkeiten von Links- und Mischhändigkeit wurden auch mit schwereren klinischen Symptomen in Verbindung gebracht, was darauf hindeutet, dass eher der Schweregrad der Symptome als die Diagnose die hohe Prävalenz von Nicht-Rechtshändigkeit bei psychischen Störungen erklärt.
Um diese Frage zu klären, untersuchten Forschende der Institute ICAN und ISM zusammen mit Kolleg:innen aus Münster und Marburg den Zusammenhang zwischen Händigkeit und Messwerten für Stressreaktivität, Depression, Manie, Angst sowie positiven und negativen Symptomen bei gesunden Kontrollpersonen und Patient:innen mit DSM-IV-Affektivitätsstörungen, schizoaffektiven Störungen oder Schizophrenie. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass sowohl die Diagnose als auch der Schweregrad der Symptome für die Abkehr von der Rechtshändigkeit bei psychischen Störungen wie Schizophrenie und schwerer Depression von Bedeutung sind.
Der Artikel erschien im Journal European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience und ist frei verfügbar.