Wie beeinflusst Stress Risikoverhalten? Dieser Frage ging ein interdisziplinäres Forschungsteam um Dr. Kim Fricke und Prof. Dr. Susanne Vogel vom ICAN Institut für Kognitive und Affektive Neurowissenschaften der MSH nach. In Kooperation mit Forschenden der Philipps-Universität Marburg und der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg wurde untersucht, wie die beiden zentralen Stresshormone Kortisol und Noradrenalin das Risikoverhalten gesunder Erwachsener beeinflussen. Die Studie ist im renommierten Fachjournal Psychopharmacology erschienen.
Aus früheren Studien ist bekannt, dass psychosozialer Stress häufig zu riskanterem Entscheidungsverhalten führt. Das aktuelle Projekt verfolgte das Ziel, diesen Effekt mechanistisch zu erklären – also zu prüfen, ob die hormonellen Stresssysteme allein (unabhängig von sozialen Belastungen) für diese Veränderungen verantwortlich sind. In einer doppelblinden, randomisierten pharmakologischen Studie mit 96 Teilnehmenden, prüfte das Forschungsteam, wie die Aktivierung der beiden Stresssysteme Entscheidungen in der Balloon Analogue Risk Task verändert. Obwohl die Hormonmanipulationen erfolgreich waren, zeigten sich keine eindeutigen Effekte auf das Risikoverhalten im Vergleich zum Risikoverhalten vor Medikamenteneinnahme.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass sich pharmakologisch induzierter Stress nicht einfach mit psychosozialem Stress gleichsetzen lässt, und unterstreichen die Komplexität biologischer Mechanismen, die Entscheidungsverhalten unter Stress beeinflussen.
Neben dem ICAN waren auch Wissenschaftlerinnen des Departments Gesundheitswissenschaften der MSH beteiligt – ein Beispiel für die erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb der Hochschule. Die Studie liefert wichtige Impulse für das Verständnis der biologischen Grundlagen von Stress und Entscheidungsverhalten.