Das Editorial von Prof. Dr. Susan Garthus-Niegel und Kolleginnen beleuchtet die Tatsache, dass die Prävalenz von geburtsbezogener posttraumatischer Belastungsstörung (CB-PTBS) bei Vätern nur ein Viertel so hoch ist wie bei Müttern und mögliche Faktoren, warum dies der Fall sein könnte. Dieser Unterschied spiegelt zum Teil die ungleiche Stressbelastung während der Geburt wider: Väter erleben nicht die gleichen drastischen hormonellen Veränderungen wie Mütter und benötigen auch keine umfassende körperliche Erholung.
Darüber hinaus profitieren Väter häufig von einem weniger stressigen Umfeld nach der Geburt, z. B. durch eine schnellere Rückkehr an den Arbeitsplatz, was Ablenkung und soziale Unterstützung fördern kann. Dennoch kann die Geburt auch für Väter traumatisch sein. Spezifische Risikofaktoren, wie das Gefühl der Hilflosigkeit während der Geburt und ein geringeres Engagement des medizinischen Personals, können sich belastend auswirken. Darüber hinaus könnte die Prävalenz von CB-PTBS bei Vätern unterschätzt werden, da viele Väter während der peripartalen Phase zögern, ihre Belastung auszudrücken oder Hilfe zu suchen.
Der Artikel betont die Notwendigkeit von mehr geschlechtersensibler Forschung, um geburtsbedingte posttraumatische Belastungsstörungen bei beiden Elternteilen besser zu verstehen und Präventions- und Interventionsmaßnahmen zu entwickeln.
Das Editorial »One birth, two experiences: why is the prevalence of childbirth-related posttraumatic stress disorder four times lower in fathers than in mothers?« wurde im Journal of Reproductive and Infant Psychology veröffentlicht.