Ziel der Studie war es, den Zusammenhang zwischen mütterlicher Traumageschichte und Symptomen einer geburtsbezogenen posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) mit den langfristigen Endocannabinoid-Konzentrationen während der Schwangerschaft zu betrachten. Hierzu wurde die innovative Methode der Haaranalyse angewandt, um die langfristig integrierten Konzentrationen der Endocannabinoide (AEA, 1-AG/2-AG) und Endocannabinoid-ähnlicher Verbindungen (SEA; PEA, OEA) im Haar von schwangeren Frauen im dritten Trimester zu quantifizieren. Die Ergebnisse zeigten keinen Zusammenhang von mütterlicher Traumageschichte und der Konzentration von Endocannabinoiden im Haar während der Schwangerschaft. Allerdings waren eine höhere Anzahl potenziell traumatischer Lebensereignisse und eine niedrigere AEA-Konzentration in den Haaren mit ausgeprägteren Symptomen einer geburtsbezogenen PTBS acht Wochen nach der Geburt assoziiert. Dieser Befund bestätigt mütterliche Traumageschichte als Risikofaktor für geburtsbezogene PTBS Symptome und liefert wichtige erste Erkenntnisse über die Rolle von Endocannabinoid-Liganden in der Ätiologie dieser Erkrankung.
Darüber hinaus wurde auch untersucht, ob mütterliche Endocannabinoid-Konzentrationen den Zusammenhang zwischen mütterlicher Traumageschichte und geburtsbezogenen PTBS Symptomen vermitteln und ob dies wiederum von der subjektiven Geburtserfahrung abhängt. Es zeigte sich, dass AEA zwar den Zusammenhang zwischen Traumageschichte und geburtsbezogenen PTBS Symptomen nicht vermittelte, dass aber die Auswirkungen von niedrigerem AEA im Haar auf die geburtsbezogenen PTBS Symptome bei Frauen mit einer negativeren subjektiven Geburtserfahrung stärker waren als bei jenen mit einer positiveren subjektiven Erfahrung der Geburt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine ausgeprägtere mütterliche Traumageschichte und ein geringerer mütterlicher Haar-AEA-Wert während der Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko für geburtsbezogene PTBS Symptome verbunden sein können, insbesondere bei negativer subjektiver Geburtserfahrung. Diese Untersuchung unterstreicht wie wichtig es ist, sich sowohl psychologische als auch biologische Prädiktoren von perinatalen psychischen Erkrankungen anzuschauen, um diese besser verstehen und vulnerable Personen besser identifizieren zu können.
Der Artikel “Childbirth-related posttraumatic stress symptoms – examining associations with hair endocannabinoid concentrations during pregnancy and lifetime trauma” erschien im Journal Translational Psychiatry.