Das Ziel des systematischen Reviews war es, herauszufinden, ob das Erleben von interparentaler intimer Partnerschaftsgewalt (interparental intimate partner violence, i-IPV) im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter mit Veränderungen in der Funktion der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden (HPA)-Achse zusammenhängt. Außerdem sollten Einflussfaktoren sowie schädliche kognitive, psychologische, soziale und körperliche Folgen dieses Zusammenhangs identifiziert werden. Hierfür wurden die Daten von 23 Studien mit insgesamt 1848 Teilnehmenden ausgewertet.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kinder, die i-IPV ausgesetzt sind, ab dem ersten Lebensjahr Veränderungen der HPA-Achse aufweisen können. Die emotionale Unsicherheit der Kinder, der FKBP5 CATT-Haplotyp (d. h. Gen-Umwelt-Interaktionen) und elterliche Betreuungspraktiken können negative Auswirkungen auf die Nebennierenrindenfunktion haben. Eine veränderte Nebennierenrindenfunktion wiederum kann das Risiko von internalisierenden und externalisierenden Verhaltensauffälligkeiten, körperlichen Erkrankungen (z. B. Asthma) sowie Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen erhöhen.
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die Relevanz von nichtinvasiven Biomarkern in der frühzeitigen Erkennung von gefährdeten Kindern, um rechtzeitig präventive Maßnahmen einleiten zu können. Der Artikel »Adrenocortical deviations and adverse clinical outcomes in children and adolescents exposed to interparental intimate partner violence: A systematic review« erschien im Journal Neuroscience & Biobehavioral Reviews.