Der First-Person-Effekt beschreibt das Phänomen, dass Menschen dazu neigen, die Wirkung einer sozial erwünschten Botschaft (z. B. gemeinnützige Werbung) auf sich selbst stärker zu bewerten als auf andere. Dieser Effekt tritt jedoch nicht zuverlässig auf, wenn man sozial erwünschte Botschaften im Allgemeinen betrachtet. Der Grund dafür ist, dass die Einschätzung der Wirkung sozial erwünschter Botschaften zu einem intraindividuellen Konflikt zwischen egoistischer Selbstaufwertung (»intelligente Menschen lassen sich nicht so leicht beeinflussen«) und moralischer Selbstaufwertung (»eine moralische Person sollte sich eher für moralische Anliegen beeinflussen lassen«) führt. Tatsächlich hat die bisherige Forschung gezeigt, dass Reaktanz eine limitierende Bedingung für das Auftreten eines First-Person-Effekts ist. Darüber hinaus wird moralische Selbstaufwertung auch negativ wahrgenommen, was die Wahrscheinlichkeit eines First-Person-Effekts weiter verringern könnte.
In einer aktuellen Publikation haben Prof. Dr. Roman Soucek und Kolleg:innen jedoch sowohl eine theoretische Begründung als auch empirische Belege dafür geliefert, dass ein First-Person-Effekt für wünschenswerte Botschaften gefunden werden kann, wenn die wahrgenommene Wirksamkeit mit der Reflexion zusammenhängt.