Hemisphärische Asymmetrien sind bei verschiedenen Tierarten sehr unterschiedlich ausgeprägt, aber die neurophysiologische Grundlage für diese Unterschiede ist unklar. Bisher wird vermutet, dass sich die hemisphärische Asymmetrie entwickelt hat, um die interhemisphärische Leitungsverzögerung bei der Ausführung zeitkritischer Aufgaben zu umgehen. Dies impliziert, dass große Gehirne stärker asymmetrisch sein sollten.
In einer aktuellen Publikation haben Prof. Dr. Sebastian Ocklenburg und Prof. Dr. Anett Müller-Alcazar zusammen mit Kolleg:innen artenübergreifende Metaregressionen mit der Gehirnmasse und der Neuronenzahl als Prädiktoren für die Gliedmaßenpräferenz, einem Verhaltensmarker für hemisphärische Asymmetrien, bei Säugetieren durchgeführt. Die Ergebnisse stimmen nur teilweise mit der Vorstellung überein, dass die Leitungsverzögerung der entscheidende Faktor ist, der die Entwicklung der hemisphärischen Asymmetrie vorantreibt. Sie deuten eher darauf hin, dass Arten mit größeren Gehirnen dazu neigen, sich mehr nach rechts zu orientieren. Daher muss die Notwendigkeit der Koordination lateralisierter Reaktionen bei sozialen Arten im Zusammenhang mit der Entwicklung hemisphärischer Asymmetrien betrachtet werden.
Die Publikation »Hemispheric asymmetries and brain size in mammals« erschien in Communications Biology und ist frei verfügbar.