»Konstruktive Aggression« gilt als evolviertes Verhaltensmuster, das gewaltfrei ist und zur Stabilisierung sozialer Systeme beiträgt (z. B. Paarbeziehung, Familie, Gruppe). Wesentliche Funktionen konstruktiver Aggression sind dabei die gerechtere Verteilung der verfügbaren Ressourcen und die gewaltfreie Klärung von interpersonellen Konflikten. Das Fehlen bzw. die Unterdrückung von konstruktiver Aggression gilt als schädlich.
Mittels zweier Studien entwickelten Prof. Dr. Anett Müller-Alcazar und ein Kollege vom Zentrum für Seelische Gesundheit Marienheide, Klinikum Oberberg GmbH/Universität Hamburg das »Aggressionshemmungs-Inventar« (AHI), welches in einer dritten Studie bei Depressiven in vollstationärer Behandlung eingesetzt worden ist. Das Inventar korrelierte bei Gesunden mit Konstrukten wie Depressivität, Trait-Angst und Lebenszufriedenheit. Bei den Depressiven zeigte sich eine ausgeprägte Aggressionshemmung, die bis zur Entlassung abnahm. Daraus lässt sich schließen, dass das »Aggressionshemmungs-Inventar« die Hemmung konstruktiver Aggression zuverlässig erfassen kann. Während konstruktive Aggression eine wichtige Bedingung für seelische Gesundheit darstellen könnte, könnte Aggressionshemmung eine Ursache für die Entwicklung von Depression und anderen seelischen Problemen sein. Der Abbau von Aggressionshemmung kann somit wichtig bei der Behandlung von Depression sein.