Die Zwangsstörung (engl. Obsessive-Compulsive Disorder, OCD) ist eine relativ häufige psychiatrische Erkrankung, die 1-3% der Bevölkerung betrifft und oft bereits früh im Leben beginnt. OCD kann zu hohem individuellem Leid und Beeinträchtigungen in vielen Lebensbereichen führen, z. B. Bildung und Arbeit, sowie zu anderen gesundheitlichen Problemen. Auf gesellschaftlicher Ebene verursacht die Erkrankung hohe sozioökonomische Kosten.
Angesichts dieser bekannten Konsequenzen und Beeinträchtigungen und des häufigen chronischen Verlaufs, besteht ein klarer Konsens darüber, dass wir versuchen sollten, den Beginn der OCD zu verhindern oder, falls dies nicht möglich ist, so früh wie möglich einzugreifen, um langfristige medizinische und sozioökonomische Folgen zu verhindern. Die Ursachen der OCD sind noch unbekannt. Solange wir jedoch nicht mehr über die Gründe für die Entstehung von OCD wissen, wird die Entwicklung von Präventionsstrategien oder wirksameren Behandlungen stark limitiert sein und wohl nur langsam erfolgen.
Als gesichert gilt, dass OCD in Familien gehäuft auftritt und es sich um eine partiell genetische Störung handelt. Mindestens 50 % des Risikos an OCD zu erkranken, lassen sich jedoch nicht durch genetische Faktoren erklären, sondern durch einzigartige Umwelteinflüsse (engl. unique environmental factors/exposures). Da man annimmt, dass monozygote (MZ) Zwillinge genetisch identisch sind und 100% ihrer Gene teilen und die Paare zudem gemeinsam unter identischen Bedingungen aufwachsen (geteilte Umwelt, engl. shared environment), kann die Diskordanz bezüglich OCD (ein Zwilling hat OCD, sein Ko-Zwilling aber nicht) innerhalb eines MZ - Paares nur durch unterschiedliche Umwelterfahrungen der beiden Geschwister erklärt werden. Aus diesem Grund bietet die Untersuchung von MZ-Zwillingspaaren mit Diskordanz für OCD eine einzigartige Gelegenheit, neue Erkenntnisse über die potenziell veränderbaren Ursachen der Störung zu generieren.
OCDTWIN ist ein Kooperationsprojekt zwischen der MSH Hamburg und dem Stockholmer Karolinska Institutet (KI) im Rahmen dessen MZ-Zwillingspaare mit Diskordanz für OCD deutschlandweit gesucht werden, um spezifische Umweltrisikofaktoren für die Entwicklung der Erkrankung zu identifizieren. In Deutschland wird die Rekrutierung durch OCD Land unterstützt.
Mehr Informationen zu OCD Land finden Sie hier ».
Zur Datenerhebung zählen biologische Proben (Blut, Speichel, Urin, Stuhl-, Haar- und Hirnbilddaten) sowie klinische und Fragebogendaten. Die Teilnahme beinhaltet zwei Untersuchungstage in Hamburg. Die Teilnehmer:innen werden für ihre Teilnahme entschädigt und die durch den Studienbesuch entstehenden Reise- und Hotelkosten werden übernommen. Sollte eine Reise nach Hamburg nicht möglich sein, ist eine Teilnahme auch aus der Ferne möglich (Telefoninterview, biologische Proben und Fragebögen per Post).