Kinder und Jugendliche erleben Katastrophen und andere komplexe Gefahren- und Schadenslagen anders als Erwachsene. Je nach Alter und Entwicklungsstand haben sie spezielle Bedürfnisse und Bedarfe. Ebenso sind sie als besonders verwundbare Risikogruppe zu betrachten, wenn es um die psychischen Folgen solcher Ereignisse geht.
Aktuelle nationale Ereignisse, wie das Hochwasser in Niederbayern im Mai/Juni 2016 sowie der Amoklauf in München im August 2016, haben diesen Umstand deutlich vor Augen geführt. Bei beiden Ereignissen war eine erhebliche Anzahl an Kindern und Jugendlichen von den Auswirkungen betroffen.
Vor diesem Hintergrund wird die Notwendigkeit einer altersspezifisch ausgerichteten Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV), wie beispielsweise durch Kriseninterventionsteams und Notfallseelsorger, aber auch im Sinne einer psychischen ersten Hilfe durch medizinische und/oder polizeiliche Einsatzkräfte, offensichtlich. Ebenso erscheint eine abgestimmte mittel- und langfristige Versorgung durch entsprechende psychosoziale Dienste dringend geboten.
Welche Angebote aber tatsächlich hilfreich, welche Maßnahmen konkret zu leisten und welche Voraussetzungen für deren Umsetzung in administrativer, organisatorischer sowie einsatzstrategischer Hinsicht zunächst zu schaffen und im deutschen Katastrophenschutz umsetzbar sind, lässt sich mit dem derzeitigen Kenntnisstand nicht empirisch begründet beantworten.
Mit dem Projekt »Kind und Katastrophe (KIKAT) – Psychosoziale Notfallversorgung für Kinder und Jugendliche in komplexen Gefahren- und Schadenslagen« soll diese Forschungslücke geschlossen werden. Ziel ist es, das Gesamtsystem der PSNV im Hinblick auf die besondere Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen weiterzuentwickeln und Empfehlungen auszusprechen, die auf eine adäquate psychosoziale Versorgung abzielen.