ISM-Studie von Prof. Dr. Susan Garthus-Niegel zeigt: Der Geburtsmodus ist nicht nur mit der subjektiven Geburtserfahrung der Eltern, sondern auch mit der Bindung zum Kind assoziiert
Ein neuer Artikel, der auf Daten der DREAM-Studie von Prof. Dr. Susan Garthus-Niegel basiert, legt nahe, dass Eltern, deren Kind per Kaiserschnitt geboren wurde, die Geburt zwar insgesamt als negativer wahrnehmen, jedoch in der Postpartalzeit trotzdem eine stärkere Bindung zu ihrem Kind aufbauen als Eltern, deren Kind per vaginaler Geburt geboren wurde.
Für die Studie wurden insgesamt 1079 Mütter und 701 Väter aus Dresden und Umgebung 8 Wochen und 14 Monate nach der Geburt befragt. Der Geburtsmodus wurde dabei in spontane vaginale, vaginal-operative oder vaginale Geburt nach Einleitung sowie geplanten und ungeplanten Kaiserschnitt unterteilt. Es zeigte sich, dass Eltern mit einer spontanen vaginalen Geburt über eine positivere Erfahrung berichteten als Eltern, deren Kinder mit einem anderen Geburtsmodus auf die Welt kamen. Eine positivere Geburtserfahrung prädizierte wiederum eine stärkere Bindung zum Kind 8 Wochen, aber nicht 14 Monate nach der Geburt. Während Mütter sowohl bei einem geplantem als auch bei einem ungeplanten Kaiserschnitt (im Gegensatz zu einer vaginalen Geburt) über eine stärkere Bindung zu ihrem Kind berichteten, war dies bei Vätern lediglich bei einem ungeplanten Kaiserschnitt der Fall.
Bezugnehmend auf bisherige Forschungsergebnisse sind diese Ergebnisse unerwartet, denn bisher wurde entweder keine Assoziation zwischen dem Geburtsmodus und der Eltern-Kind-Bindung gefunden oder eine Geburt per Kaiserschnitt war mit einer schwächeren Bindung assoziiert. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass Eltern nach einem Kaiserschnitt negative Auswirkungen für ihr Kind befürchten und deshalb zu kompensatorischen Verhaltensweisen tendieren könnten, die eine stärkere Bindung zum Kind fördern. Eine andere Erklärung für die abweichenden Ergebnisse ist, dass die subjektive Geburtserfahrung der Eltern in bisherigen Studien nicht berücksichtigt wurde, obwohl die vorliegende Studie zeigt, dass sie ein wichtiger Mediator für die Assoziation zwischen Geburtsmodus und Eltern-Kind-Bindung ist. Zukünftige Studien sollten daher unbedingt die subjektive Geburtserfahrung in ihre Analysen miteinbeziehen und dabei unter anderem auch auf differenzielle Effekte für Mütter und Väter achten.